Freilichtbühne am Simssee

Heuer jährt es sich zum 25ten Mal, dass einige begeisterte Laienspieler das „Ensemble am See“ gründeten und 5 Jahre bei Vollmond an der Slip des SCS begeistertes Laientheater anbot.

Die Idee kam von Wolfi Perkhammer, der sich Paul Schalwegs „Opern auf Bayerisch“ vorgenommen hatte und sie thematisch an den Simssee verfrachtete. „Der Fliegende Holländer oder wia de Zenze aus Boibach durch ihren Opfertod an Seefahrer aus der Verdammnis g’rett‘ hod“ war das erste Stück, das auf der „Seebühne“ aufgeführt wurde.

Doris Sperl war eine der Zuschauerinnen und verfasste anschließend folgende Kritik:

Wer glaubt die SCS-Mitglieder seien nur eine segelnde, saufende Horde am Fuße der bayerischen Berger, der hat sich gewaltig geirrt! Am 20.06.98 bei der alljährlichen Sonnwendfeier wurden Alle eines Besseren belehrt. Aber nun der Reihe nach:

Die Feier begann gegen 18 Uhr mit ca. 50 Personen. Es wurden diverse Brotzeiten ausgepackt, auf dem Grill lagen einträchtig tote Fische, Grillwürst’l und nicht genau Definierbares nebeneiander. Der Hunger war bei allen sehr groß auch der der bekannte Durst hatte sich wie immer pünktlich eingestellt und wurde fassweise mit Freibier gestillt.

Gegen 21 Uhr kam eine gewisse Unruhe auf, da einige SCS’ler auf der Slip- und Steganlage ganz fürchterlich zu werkeln begannen. Der Wettergott hatte an diesem Abend sicher einmal sehr viel Mitleid mit dem Segelvolk, da er uns eine absolute Traumkulisse zur Verfügung stellte, laue Nachtluft, klare Bergsicht und Windstille – noch dazu brannten auf der Kampenwand, Hochriss und Feichteck die Sonnwendfeuer. Um 22 Uhr hatten alle auf der Tribüne am großen Steg ein Plätzchen gesucht und das Kulturereignis konnte beginnen. Werner Krauß, ein allseits bekannter Musiker, der extra aus Japan eingeflogen wurde, begann als Einleitung auf dem Schifferklavier zu spielen. Das bis dahin noch unbekannte Simssee-Ensemble unter der Leitung von Karl Scheuring zeigte eine Uraufführung des bekannten Opern-Drei-Aktes „Der fliagde Holländer“ in einer Neuinszenierung der noch „jungen“ Regisseure Wolfgang Perkhammer und Karl Scheuring.

Das kulturhistorische Werk sollte hiermit auch dem bayerischen Segler etwas nähergebracht werden. Neben der schon genannten Nuturtraumkulisse bot sich dem Zuschauer von den Biertischrängen aus ein atemberaubender Blick auf Werner’s aufgestylte Japan-Dschunke mit dem gespenstisch anmutenden Regisseur Wolfgang Perkhammer als Holländer-Kapitän, der hier auch als Schauspiel-Newcomer gewiss allen Anforderungen mehr als gerecht wurde. Karin Niessen als Zenzi, ihres Zeichens Basei vom Bilanzen-Gerd – hervorragend interpretiert durch Wolfi Niessen -, geizte bei dem geilen Holländerkapitän nicht mit ihren Reizen und meinte nun den Mann für Leben gefunden zu haben. Dies gefiel natürlich dem Jäger Hans Reile jun, Platzhirsch von Waldering als schon „Fast Verlobtem“ vom Basei überhaupt nicht. Das Basei ging daraufhin ins Wasser und segelt fortan glücklich und zufrieden mit dem Gespensterkapitän auf dem Simssee. Übrigens brillierte Siegi Milkreiter in der Doppelrolle als Reile sen. und Reile jun. ungeheuer. Durch den einstündigen, teils nicht jugendfreien Dreiakter führte uns Kare mit Gottes Segen und recht viel Derbleckerei – wia

kanns a anders sei -. Unser japanischer Quetschenvirituose Werner Krauß begeisterte uns mit einer breiten Palette musikalischer Begleitungen vom Musical bis hin den Opernbereich.

Der Schluss Applaus war auf jeden Fall rekordverdächtig und Alles war sich einig, das Simssee-Ensemble sicher wieder zu verpflichten. Ein rabiater SCS-Tifosi namens Gerhard Weidlich „bedankte“ sich derart überschwänglich bei Regisseur Scheuring, wobei beide nach der kleineren Rangelei ins Simsseewasser fielen. Bevor sich die Zuschauer von ihren Rängen erhoben, ging seine Durchnässtheit Pater Karl noch mit dem Klingelbeutel durch Reihen und jeder halbwegs anständige Christ entrichtete seinen Obolus.

Zurück auf der Clubterrasse wurde das Stück noch diskutiert, während unser Bilanzen-Gerd schon fleißig den Klingelbeutel plünderte und mit Stolz geschwellter Brust das Ergebnis von DM 600 für die Jugendarbeit bekanntgab. Es wurde tüchtig weitergefeiert bei den SCS’lern am Fuß der Bayerischen Berge, die Stimmung war bombig, alles in allem ein traumhafter Abend, wobei die Kultur nicht zu kurz kam und auch nicht das Feiern. Der harte Kern (sollen  nicht näher genannt werden) hielt wieder tapfer durch bis ca. 2.30 Uhr.

Miterlebt und aufgeschrieben von Doris Sperl.

Mitwirkende des Simssee-Ensembles:

Wolfgang Perkhammer, Karl Scheuring, Werner Krauß, Siegfried Milkreiter, Karin und Wolfgang Niessen, Norbert Weidlich, Christian Wöhrer.

Das Ensemble führte dann

1999 „Tristan und Isolde“,  Liebestragödie mit Wuiderer- und Schifferl-Einlag;

2000 „Thannhäuser“, Lust und Frust des Weibis in der Kampenwand;

2001 „Der Freischütz“ oder wia da Jaaga Maxl auf ned ganz saubere Weis zu seina Agaada kema ist!;

2001 „Carmen“ oder wia de Liab an Sepp zum Mörder macht und

2002 „Lohengrin“, de G‘schicht von dem Weib, des oiwei hod ois wissen müassn

durch.

In diesen folgenden Aufführungen brillierten weitere SCS-Mitglieder/innen: Hans Reile, Steffi Staufner, Christa Reile, Christl Staufner, Karlheinz Winski, Eva Zimmer, Gerhard Wachter, Hans Wilhelm, Andrea Egner, Dieter Schimke, Roland Christophel und als Gastmusiker Josef Winkler und Felix Spreng.

Schee wars!

Karl Scheuring

 

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